Der Edding malt mit

Von Daniel Rüffer im Bereich Kunst des Stattblatt Osnabrück Nr. 365 von Juni 2009

 

"The Horror in me, is the Horror in you" nennt Sebastian Osterhaus, ein junger Künstler mit Osnabrücker Wurzeln, seine neue Ausstellung. Und seine Bilder sind richtig gut geworden.

 

"Ich bin eigentlich gar kein Tagträumer, eher rational und kopfgesteuert", sagt Sebastian Osterhaus, vor ein paar Jahren an der Universität Osnabrück in Kunst und Kunstpädagogik immatrikuliert. "Im Atelier arbeite ich aber sehr intuitiv." Die durch Edding zur Kinderzeichnung rück- oder besser weiterentwickelte Naturtreue seiner Malerei wirkt wie aus einer Traumwelt entlehnt oder aber vollkommen real und durch sein Auge sichtbar gemacht - wie man es auch verstehen möchte.


Ein Ausgangspunkt ist Gerhard Richter: Die Kunstwissenschaftlerin Josephine Brückner sieht Osterhaus' Arbeiten denn auch als "oszillierend zwischen einem Richterschen Fotorealismus und einer scheinbaren Zufälligkeit in den frei gestalteten Farbflächen". Der junge Künstler bewegt sich gleichermaßen fragil wie durchdacht.


Die fotorealistischen Momente seiner Kunst beruhen auf Fotos als "Ideenskizzen". "Ich bewege mich zwischen abstrakter und naturgetreuer Darstellung wie auch zwischen Realismus und Kinderzeichnung, an der mich besonders die Leichtigkeit fasziniert." Das ist narrativ. Aber "eine Geschichte aufzwingen" will Osterhaus nicht, vielmehr "Freiräume erschaffen".


Der Titel seiner aktuellen Ausstellung "The Horror in me, is the Horror in you" spielt auf seinen eigenen künstlerischen Impetus an: Es geht Osterhaus darum, seine Innenwelt für andere nachvollziehbar und "aufnehmbar" zu machen. Dabei hat sich in den letzten Jahren seine düstere Grundstimmung ein wenig aufgehellt.


Osterhaus geht nach seinem Abschluss in Osnabrück 2007 nach Dresden, wo er seit 2008 in der Fachklasse für Malerei bei Prof. Peter Bömmels arbeitet und assistiert. Generell interessiert ihn nach wie vor das "Zwielichtige" und gerade dort entsteht diese gewisse Fragilität. Das Zwielicht ist eine relativ kurze Übergangsphase, ein Zustand, der schon bald einem längeren Zustand von Hell oder Dunkel zu weichen hat. Die Konfrontation verschiedener Bereiche ist dann auch ein wiederkehrendes Motiv sowohl in seiner Malerei als auch in den durch Handzeichnung ergänzten Lithografien.


In dem Bild "Konfrontation" sieht man einen Stoffteddy, der einen ausgewachsenen Hirsch näher zu sich winkt, dabei mündet der Hirsch wiederum in eine Frau, die zum unteren Bildrand dann zur Eddingskizze aufgelöst, beinahe ausgefranst wird. In jeder Konfrontation steckt dabei auch ein Bedrohungspotenzial. Wie groß dieser Horror dann aber ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.


Für Osterhaus sind seine Figuren Symbolträger - diese Symbole wollen erfasst werden, sei es Mensch, Tier oder ein Spielzeug, sie alle haben eine Bedeutung und in neuen Zusammenhängen erlangen sie neue Bedeutung. So lässt sich Osterhaus inzwischen immer wieder und immer detaillierter entdecken. In die aktuelle Ausstellung kann man mehr als einmal einen langen Blick werfen.

 

Ausstellung in der GALERIE schwarz |weiss noch bis 12.6.2009

nach oben | zurück | drucken