Liebe zur Metapher

Arsentij Pawlow zeigt "Fragmente", in der GALERIE schwarz | weiss

Von Tom Bullmann Osnabrück im Feuilleton der Neue Osnabrücker Zeitung vom 29.1.2009

Ein ernst dreinschauender Muselman mit einem Turban auf dem Kopf, eine Art Krieger mit einem Speer, ein historisch gekleideter Mann mit einer Gitarre, ein Junge mit einer Flöte und maskierte junge Frauen, die sich offenbar auf einem Maskenball befinden: Illustre Figuren bevölkern die Bilder Arsentij Pawlows. Als wäre der Künstler wie ein Beobachter auf einem skurrilen Fest gewesen, treffen bestimmte Charaktere in unterschiedlichen Bildern immer wieder in anderer Konstellation aufeinander. Die Personen, die den Chronisten besonders interessieren, erscheinen im Bild farblich ausgearbeitet, die anderen verschwinden zum Teil wie unter einer Lasur im Hintergrund. So motiviert der Künstler den Betrachter, die dargestellten Situationen selbst zu interpretieren.


"Fragmente" ist der Titel der Ausstellung mit Bildern Pawlows in der GALERIE schwarz | weiss. Das Fragmentarische charakterisiert sowohl das Inhaltliche als auch das Künstlerische seiner Werke. Um die Assoziationen des Rezipienten nicht einzuschränken bedient sich der gebürtige Russe eines ungewöhnlichen Technik-Mixes. "Lithografie auf Leinwand" ist der Schlüsselbegriff.


Für die unterschiedlichen Figuren fertigte er einzelne Drucksteine an. Daher tauchen diese identischen Typen zum Teil immer wieder in den Bildern auf. Fast wie gerastert erscheint der Druckauftrag auf dem groben Leinwandstoff. Unscharf und undeutlich belässt Pawlow die Figuren, die eine bestimmte Situation im Bild nicht dominieren. Wichtigen Protagonisten rückt er dagegen im wahrsten Sinne des Wortes mit Ölfarbe zuleibe, bis sie expressiv im Vordergrund steht. So gewinnt der Betrachter den Eindruck, sich vor einer Wand zu befinden auf der ein altes übermaltes Fresko entdeckt und nur zum Teil wieder freigelegt wurde.
Die Zeiten, in denen Pawlow die Stadt sowie den Menschen in urbaner Kulisse thematisierte, sind vorbei. Jetzt Interessiert ihn nur noch der Mensch: Als historische Figur, als verkleideter Akteur, der eine Rolle in der Commedia dell'Arte spielt, oder als Musiker. "Ich liebe das Metaphorische in meinen Bildern", sagt Pawlow. "Sicherlich stehen die Krieger den Musikern als Symbol für Frieden und Kreativität gegenüber. Aber im Grunde will ich das geistige Potenzial hinter den Figuren visualisieren", so der Künstler. Daher variiert er die Motive, gruppiert sie um und lässt sie in unterschiedliche, spannungsreiche Beziehung zueinander treten.

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