Menschen werden Negative

Von Tom Bullmann Osnabrück im Feuilleton der Neue Osnabrücker Zeitung vom 6.10.2006

 

Die GALERIE schwarz | weiss in der Redlingerstraße 4 stellt zurzeit zehn großformatige Ölbilder von Sebastian Osterhaus aus. Der Osnabrücker Kunststudent hat seinen zwischen Realismus und Abstraktion lavierenden Stil, Menschen in exzessiven Farbwelten darzustellen, weiter verfeinert.

 

Dabei fällt auf, dass seine Figuren immer mehr zu Zerrbildern werden, in denen die Proportionen der Körper entgleiten. Die Faszination des in Ibbenbüren geborenen Künstlers für moderne populäre Musik tritt heute in den Hintergrund. Hatte er früher eigenwillige Porträts von Stars wie Elvis Presley, Keith Richards und Freddie Mercury gemalt, so zieht die Musik in dieser Ausstellung mit aktuellen Bildern nur als skurriles Element durch das Werk "Die Chemie der Weisen". Ein geflügelter Gnom bläst ein Fantasieinstrument, aus dessen Horn dichte Rauchschwaden dräuen, die eine rätselhafte Figur einatmet. In der "Melodie der Reisenden" marschiert ein Wesen durch eine Landschaft, die Melodie auf den Lippen symbolisiert durch eine Sprechblase mit Noten.

 

Da lässt sich das Bild "Von Lehrenden und Schülern" geradezu leicht als Art respektlose Kritik an Autoritätspersonen in Bildungseinrichtungen interpretieren. Auch "Im Sinnesrausch von Elisa" macht einen leichten Zugang möglich. Dem Pinsel der weiblichen Figur mit einem Skizzenblock auf den Oberschenkeln entströmen wilde Farbwolken, die sich zu einem psychedelischen Blumenmeer formen.

 

Andere Werke wie "Raketenstart zu neuen Ufern und der Saft der Erkenntnis" erweisen sich als kryptisch. Sie gehören zu den Bildern, in denen Menschen zum Negativ werden, in einer surrealen Umgebung verhuscht agieren und skurrile Geschichten erzählen. So setzt Osterhaus, der keinen Hehl daraus macht, von Gerhard Richters Arbeiten inspiriert zu sein, eigene Erfahrungen, Träume und Visionen in seinen Bildern um. Es entstehen Schattenwelten, in denen Unergründliches neben Entschlüsselbarem steht, ein bizarres Spiel mit den Dimensionen, mit Zeit und Raum.

 

Die Schau mit Ölbildern von 2005 und 2006 wird ergänzt durch diverse Werke, die Osterhaus mit Öl- und Pastellkreide auf Papier fertigte.

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