Ausstellungen im Felix-Nussbaum-Haus Osnabrück im Jahr 2012

"vorort - Begangene Geschichte" - Thomas Stüke

Ausstellung vom 18.11.2012 bis zum 27.1 2013

An fünf Orten in Osnabrück: Fotografien von Fußböden verschiedener Stätten nationalsozialistischer Gewalt

Am 18.11.2012 wird um 12:00 Uhr im Felix-Nussbaum-Haus die Ausstellung "vorort - Begangene Geschichte" eröffnet, die bis zum 27.1 2013 gezeigt wird.

Das Fotoprojekt "vorort – Begangene Geschichte" entstand an Stätten nationalsozialistischer Gewalt: in Bergen-Belsen, Hadamar oder Auschwitz. Dabei hat sich der Bissendorfer Künstler Thomas Stüke auf das Fotografieren der Fußböden dieser Stätten beschränkt. Auf den Böden sind Abnutzungen sichtbar, Spuren der Vergangenheit, der Täter und der Opfer, die einst über die Böden gingen und der späteren Nutzung der Räume.

Thomas Stüke, Jahrgang 1962, absolvierte nach dem Studium der Kunstpädagogik und Geschichte eine Ausbildung zum Baukeramiker. 1986 erhielt er den Förderpreis für junge Kunst im Ruhrgebiet. Seit 1992 führt er das Atelier Feuerland in Schledehausen bei Osnabrück.

Die Ausstellung zeigt die abgelichteten Böden in Originalgröße von einem Quadratmeter an fünf zeitgeschichtlich relevanten Orten in Osnabrück und der Region. Bei den Örtlichkeiten der Ausstellung handelt es sich neben dem Außengelände des Felix-Nussbaum-Hauses um die Villa Schlikker, das Außengelände der Polizeidirektion Osnabrück am Heger-Tor-Wall 18 - dem Sitz der früheren Bezirksregierung -, die Gedenkstätte Gestapokeller und die Gedenkstätte Augustaschacht. In der Präsentation wird der zeitlose und austauschbare Charakter der dokumentierten Orte sichtbar.

Im Rahmen der Ausstellungseröffnung findet ein Gespräch zwischen Dr. Carl-Heinrich Bösling, Direktor der Volkshochschule Osnabrück, dem Fotografen Thomas Stüke und Schülerinnen und Schülern der Gesamtschule Schinkel statt. Die Schülerinnen und Schüler haben sich im Rahmen ihres Kunstleistungskurses, unter anderem am 10. November mit einer Aktion in der Osnabrücker Innenstadt, mit dem Fotoprojekt auseinandergesetzt. Musikalisch begleitet die Eröffnung zudem der Chor der Gesamtschule Schinkel.

Im Anschluss an die Eröffnung schließt sich ein Rundgang zu den Ausstellungsorten in der Innenstadt in Anwesenheit des Künstlers an. Die Route führt vom Außenbereich des Felix-Nussbaum-Hauses über die Villa Schlikker zum Außenbereich der Polizeidirektion Osnabrück und schließlich zur Gedenkstätte Gestapokeller.

(Pressetext der Stadt Osnabrück)

"Still Here" - Lydia Goldblatt

Ausstellung vom 29.11.2012 bis 27.1.2013

Anlässlich des 32. Bielefelder Fotosymposiums "The Jewish Engagement with Photography" im Osnabrücker Felix-Nussbaum-Haus am 29. und 30. November zeigt die in London lebende Fotografin Lydia Goldblatt vom 29.11.2012 bis 27.1.2013 in dem Osnabrücker Ausstellungshaus "Still Here" eine Auswahl von 27 Fotoarbeiten, in denen sie sich mit existentiellen Fragen auseinandersetzt, die um Erfahrungen innerhalb ihrer Familie kreisen.

Lydia Goldblatt ist auf der Suche. Die Kamera dient ihr dazu, die Welt zu befragen als einen Ort, der sich in ihrem Blick spiegelt. Dieser bricht in ihren fotografischen Erkundigungen auf, teilt Licht und Schatten, senkt sich in die Tiefe des Gesehenen und entdeckt, dass sich entzieht, was als Unverrückbar galt. Die Beobachtungen der Eltern setzen eine Verbundenheit ins Bild, die zugleich den Prozess der Lösung enthält. Die intime Sicht auf das Sterben des Vaters, auf die eingeschriebenen Spuren in die Körperlichkeit der Mutter, erweist sich als jene Flüchtigkeit, die mit dem Festhalten des erlebten Augenblicks verknüpft ist, ein Anhalten der Vergänglichkeit.

Das dokumentarische Werk der Erinnerung an die familiäre Eingebundenheit setzt jedoch nicht allein auf die Kraft des herausgehobenen Ereignisses. Es bietet Raum für Zeit, die das Erlebte übersteigt und in den vergehenden Körpern zugleich nach dem fragt, welche Erfahrungen sie gespeichert haben mögen. Jedes Foto repräsentiert einen vergangenen Moment. Lydia Goldblatts Fotografien lassen darüber hinaus fragen, was vor den fotografierten Augenblicken sich ereignete. Sie lenken den Blick auf eine Vergangenheit, die durch die Empathie der Fotografien für ihre Eltern ins Bild überführt wird - vergegenwärtigt als Erfahrungen einer jüdischen Familie im Londoner Exil.

(Pressetext der Stadt Osnabrück)

"Faces" - Osnabrück fotografiert. Künstlerische Fotografie gestern und heute

Ausstellung vom 8.9.2012 bis 28.10.2012

Sieben Fotokünstler stellen zum Thema Porträt im Felix-Nussbaum-Haus / Kulturgeschichtliches Museum aus

Vom 8.9.2012 (Eröffnung: 18.30 Uhr) bis 28.10.2012 wird im Felix-Nussbaum-Haus / Kulturgeschichtlichen Museum Osnabrück die von der Kunsthalle Dominikanerkirche kuratierte Ausstellung "Faces - Osnabrück Künstlerische Fotografie gestern und heute" präsentiert. Zur Eröffnung spricht der Kunstwissenschaftler Dr. Martin Damus.

Die Ausstellung zeigt sieben unterschiedliche Annäherungen an das Thema Porträt über die Fotografie. Im Rahmen des Osnabrücker Porträtsommers 2012 mit zahlreichen Fotoausstellungen zum Thema Porträt stellen sieben Fotokünstler - Ragnar Gischas, Ulrich Heemann, Helle Jetzig, Stephan Kaluza, Claudia Liekam, Maria Otte und Sascha Weidner - im Felix-Nussbaum-Haus/Kulturgeschichtliches Museum aus.

Die Gruppenausstellung führt Künstler zusammen, die ihre Wurzeln in Osnabrück haben, aber heute zum Teil in Düsseldorf, Berlin, Hamburg und auch in Osnabrück arbeiten. Sie alle beschäftigen sich mit den derzeitigen Wandlungen und Prägungen des Menschenbildes, die mit den neuen Kommunikationsformen und  -techniken zusammenhängen.

Im fotografischen Porträt tritt der Kontrast zwischen Überhöhung, Idealisierung und ungeschönter harter Realität spannungsvoll zusammen. Das Porträt ist Mittel der Selbst- und Fremdwahrnehmung.  Zudem verbinden sich mit dem Porträt die Themen Erinnerung und Zeit. Die Ausstellung wirft diesbezüglich auch einen Blick zurück auf die Entwicklung der Fotografie ab 1845 in Osnabrück. Damals waren es erste Wanderfotografen, die Menschen aus Osnabrück und dem Osnabrücker Umland porträtierten. Einige dieser frühesten Porträts sind in der Ausstellung zu sehen.

Einen Schwerpunkt legt die Ausstellung auf den Umbruch von der analogen zur digitalen Fototechnologie. Der Durchbruch der digitalen Fotografie gelang 1992, als auf der "photokina" namhafte Fotoapparatehersteller ihre digitalen Prototypen präsentierten. Nur zwei Jahre später lautete das Motto der "photokina": digital total.

Eine wesentliche Frage, der in der Ausstellung in Bezug auf die digitale Fotografie nachgegangen wird, hat der Fotokünstler Sascha Weidner auf den Punkt gebracht: "Was, das frage ich mich, ist ein gutes Porträt? Was ist es noch wert im digitalen Zeitalter, in dem das Löschen allgegenwärtig ist, in dem Facebook oder Twitter Schauplätze der selbst porträtierten Eitelkeiten sind, in denen Menschen ständig ihre eigene Bühne betreten und ausstaffieren. Gibt es heute eigentlich noch ehrliche, unverfälschte Porträts? Gab es sie jemals?"

(Pressetext der Stadt Osnabrück)

"Transit" - Gabriele Undine Meyer - Multimedia-Installationen im Dialog mit dem Werk Felix Nussbaums

Ausstellung vom 5.2.2012 bis 15.4.2012

Vom 5.2.2012 bis 15.4.2012 zeigt das Felix-Nussbaum-Haus in Osnabrück mit "Transit" von Gabriele Undine Meyer, Multimedia-Installationen im Dialog mit dem Werk Felix Nussbaums.

Die Bielefelder Künstlerin Gabriele Undine Meyer zeigt im Großen Saal des Felix-Nussbaum-Hauses eine eigens für diesen Ort geschaffene Multimedia-Installation zeigen. Mit dieser Präsentation wird eine Ausstellungsreihe initiiert, in der sich zeitgenössische Künstler mit dem Werk Felix Nussbaums (1904 Osnabrück – 1944 Auschwitz) auseinandersetzen und einen Teilbereich der Dauerausstellung unter Einbeziehung eigener Arbeiten jeweils neu gestalten und kuratieren.
Die Künstlerin hat eine Reihe von Werken Nussbaums ausgewählt, die seine Erfahrungen mit Nationalismus, Flucht und Lebensbedrohung thematisieren. In Relation dazu setzt die Künstlerin eine eigene Videoinstallation und stellt so eine Verbindung zwischen den historischen Ereignissen des Holocaust und den aktuellen weltweiten Prozessen von Nationalismus, Grenzabschottung, Kriegs- und Flüchtlingsleid her.
Im Vertikalen Museum ist mit der "projektion | ost" eine weitere Multimedia-Installation zu sehen, in der die Künstlerin dem Thema Flucht und Vertreibung in der eigenen Familiengeschichte nachspürt: Einander überlagernde Fotos einer verlorenen Familienidylle, Einflüsterungen von Schreckensgeschichten der Flucht, eingestickte Erzählungsschleifen werden in eine empfängliche Schale aus leeren Fotorahmen projiziert. Familiengeschichte - so kann man die Installation deuten - wird in und auf ein nachgeborenes Kind projiziert.
Die Ausstellung thematisiert, wie damals und heute Menschen bedroht und ermordet werden, wie ihnen alle Würde und Rechte geraubt und sie zu "Freiwild" für Willkür, Ausbeutung und Mord werden. Die Künstlerin öffnet für die Besucher Bedeutungsfelder, die zur Stellungnahme her-ausfordern, selbst zu sehen, zu fühlen und zu denken. Während der Laufzeit der Installation "Transit" erhalten die Besucher an der Kasse ein Faksimile internationaler Pässe, die jeweils zufällig mit "Entry" oder "No Entry" abgestempelt werden. Die Abhängigkeit von anonymer Gewähr oder Ablehnung von Zugang und Zugehörigkeit sowie die Erfahrung einer möglichen Ausgrenzung werden für einen kurzen Moment erkennbar.
Mit dem Titel "Transit" wird auf eine Übergangs- und Zwischenzone verwiesen, auf einen Zustand der Unruhe, der Veränderung, der Passage. Damit wird nicht nur das Leid der Flüchtlinge in diesen Zonen der Ausgesetztheit und Gefährdung bezeichnet, sondern mit ihnen stehen auch die Bürger in der "Festung Europa" vor der Frage, ob sie in dieser Situation des Übergangs Menschenrechte und Demokratie für alle durchsetzen oder Unmenschlichkeit und Unrecht zulassen wollen.
Gabriele Undine Meyer (*1955) hat sich seit vielen Jahren in ihrem künstlerischen Werk mit Fragen der kollektiven und persönlichen Erinnerung auseinandergesetzt. So bezog sie sich 2001 mit der Multimedia-Installation "Recall Katzenstein" in der Kunsthalle Bielefeld auf die Vertreibung der Bielefelder jüdischen Familie Katzenstein durch die Nationalsozialisten. 2007 zeigte sie in der alten Synagoge des Kunstvereins Oerlinghausen die Installation "Ich baue ein Haus auf dem Atlantik", die in eindringlich poetischer Bildsprache auf die Problematik der Bootsflüchtlinge verwies.
Meyers Arbeiten, in denen fotografische Techniken, Video und ver-schiedene Materialien zu Installationen verbunden werden, wurden unter anderem in Ausstellungen wie die Große Kunstausstellung NRW im museum kunst palast in Düsseldorf, im MARTa Herford, in der Artbreak Gallery New York und im Glaspavillon an der Berliner Volksbühne gezeigt. 2004 war sie mit einer Installation an der Ausstellung "Zeit im Blick" im Felix-Nussbaum-Haus beteiligt.

(Pressetext der Stadt Osnabrück)

"Der Untergang des Abraham Reiss" - Jeroen Krabbé

Ausstellung vom 10.12.2011 bis 26.2.2012

Vom 10.12.2011 bis 26.2.2012 zeigt das Felix-Nussbaum-Haus in Osnabrück die Ausstellung Jeroen Krabbé – "Der Untergang des Abraham Reiss".

Abraham Reiss (Amsterdam 1873 – Sobibor 1943) war der Großvater des Schauspielers und Künstlers Jeroen Krabbé. Er war ein wohlhabender jüdischer Bürger Amsterdams, wurde 1943 von den Nationalsozialisten in das Durchgangslager Westerbork und anschließend in das Vernichtungslager Sobibor deportiert. Dort wurde er direkt nach seiner Ankunft im Juli ermordet. In "Der Untergang des Abraham Reiss“ (2010) malte Jeroen Krabbé die Lebensphasen seines Großvaters auf neun großformatige Gemälde, die sich von der sorglosen Fröhlichkeit in den frühen 20er Jahren, der Erfahrung des deutschen Überfalls auf die Niederlande, der Deportation nach Westerbork und Sobibor bis hin zum unausweichlichen Ende spannen.
Die Gemälde bilden im oberen Gang des Felix-Nussbaum-Hauses eine Abfolge dieser Geschichte. Der Betrachter wird durch die Lebensgröße der Dargestellten sowie die durch die Architektur bedingte, unausweichliche Nähe zu den Bildern einbezogen. Im Anschluss an die Bilder bekommt der Besucher durch den Film "De ondergang van Abraham Reiss- Atelierbezoek Paul Haenen“ einen lebendigen Eindruck von der Arbeit des Künstlers Jeroen Krabbé in seinem Atelier.
Jeroen Krabbé (*1944 Amsterdam) ist Schauspieler, Regisseur und bildender Künstler. Bekannt geworden ist er unter anderem durch seine Rolle als General Georgi Koskov in "James Bond 007 – Der Hauch des Todes“ (1987). Im Jahr 2008 gab er zum ersten Mal eine Übersichtsausstellung seiner Gemälde und Zeichnungen im Museum de Fundatie in Zwolle.
Der Untergang des Abraham Reiss erzählt von Leben und Tod seines Großvaters und damit von Krieg, Leid und Mord - Themen, die bereits in seinem Werk als Regisseur und Schauspieler wichtig waren.

Jeroen Krabbé ist ein Multitalent. Er ist Regisseur und Schauspieler und spielte in zahlreichen internationalen Produktionen. An der Rietveld Academie und Rijksakademie in Amsterdam wurde er zum bildenden Künstler ausgebildet. Er hat ein umfangreiches Werk aufgebaut, das vor allem aus Landschaften besteht, die zum großen Teil bei seinen zahlreichen Auslandsreisen unter anderem nach Marokko, in die USA, Russland, Malaysia, Indonesien und Frankreich entstanden sind. In den Niederlanden sind oftmals die Felder und Wälder rund um Dalfsen in der niederländischen Provinz Overijssel Gegenstand seiner Arbeit. Im Museum de Fundatie in Zwolle war "Der Untergang des Abraham Reiss“ vom 5. September bis zum 5. Dezember 2010 zu sehen. Im Februar 2008 zeigte das Museum die erste große Übersicht von Krabbés Werk in der Ausstellung "Jeroen Krabbé – Maler, eine Retrospektive“. Diese Ausstellung wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler und seiner Galerie Francis Kyle in London realisiert. Ende 2009 war im Kasteel het Nijenhuis, einem Schloss in der Nähe des niederländischen Ortes Heino "Unknown Horizons“ zu sehen. Diese Ausstellung zeigte die Früchte der Reisen, die Krabbé im Jahr 2008 nach Südafrika (Transkei), auf die Insel Réunion, nach Mauritius und Argentinien unternahm. In der Transkei befand sich Krabbé für Aufnahmen des Films "Schweitzer“, einem Film über das Leben von Albert Schweitzer, in dem er die Hauptrolle spielte.
Mit den Ausstellungen "Jeroen Krabbé – Maler, eine Retrospektive“ und "Unknown horizons“ festigte sich Krabbé mit seinen heiteren Landschaften als Maler des Glücks. Mit "Der Untergang des Abraham Reiss“ hat er Krieg, Kummer und Mord in seiner Malerei zugelassen.
Die Ausstellung findet in Kooperation mit dem Museum de Fundatie in Zwolle statt. Die Grundlage dieses Museums bildet die Sammlung des ehemaligen Leiters des Museums Boymans, Dirk Hannema. Später wurde sie unter anderem um die Kunstsammlung der Provinz Overijssel wesentlich erweitert. Das Museum de Fundatie ist an zwei prachtvollen Orten untergebracht: im Schloss Het Nijenhuis bei Heino und im Paleis aan de Blijmarkt in Zwolle.
Die Präsentation der Ausstellung "Jeroen Krabbé - Der Untergang des Abraham Reiss“ in Osnabrück wurde durch die großzügige Förderung der VandenEnde Foundation ermöglicht.
Zur Ausstellung ist ein Katalog in deutscher und niederländischer Sprache (19,95 €) erschienen.

(Pressetext der Stadt Osnabrück)

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