Ausstellungen der Kunsthalle Dominikanerkirche im Jahr 2009

"All the Great Modern Things - Chinese Pop"

Ausstellung vom 24.10.2009 bis zum 3.1.2010

Mit der Ausstellung "All the Great Modern Things - Chinese Pop ermöglicht die Kunsthalle Dominikanerkirche Osnabrück vom 24.10.2009 bis zum 3.1.2010 nun auf höchstem Niveau einen Einblick in diese dem westlichen Betrachter zugleich vertraut scheinende und doch ganz neuartige Bewegung, auf deren prominenteste Vertreter Chen Wenbo, Huang He, Huang Min, Ma Jun, Shen Liang und Zou Cao der Fokus gerichtet sein wird.
Zu Beginn des 21. Jahrhunderts ist China nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht ein Land der unbegrenzten Mythen und Möglichkeiten. Gerade von der explosionsartig expandierenden chinesischen Kunst hörte man jüngst viel. Noch größer aber ist der Eindruck, sieht und erlebt man sie persönlich - und das auf Augenhöhe.
China mit seiner fast fünftausendjährigen Kunsttradition hat in den vergangenen Jahrzehnten enorme Umwälzungen durchstanden: Die überlieferte, feinsinnige Tuschmalerei wurde in den 1950ern harsch vom plakativen Agitprop des Sozialistischen Realismus abgelöst. Dieser wiederum wurde seit den 1970ern durchaus kritisch mit westlichen Einflüssen vermischt und aufgebrochen. Eine der zentralen Strömungen zeitgenössischer chinesischer Kunst zeichnet sich seitdem durch die Aneignung von und Auseinandersetzung mit der Pop-Art aus.
Chen Wenbo präsentiert mit ironischem Rückgriff etwa auf Jeff Koons alltäglich verfügbare Lebensmittel und Gebrauchsgegenstände, die in der zeitgenössischen chinesischen Kunst beständig nachwirken.
Aus großen, dunklen Leinwänden lässt Huang He seine Menschen-Wesen hell hervortreten, um sie zugleich wieder hinter drippings und Farbschlieren zu bannen. Sie sind ins Monumentale gesteigert, manchmal ins Monströse verfremdet, reflektieren dabei aber stets zutiefst menschliche Regungen.
Es sind gemalte Collagen, die zarten der Tradition verbundenen chinesischen Landschaftsbilder, in die Huang Min ihre zeitgenössischen Landsleute wie Touristen hineinprojiziert, die das Fremde konsumieren.
Ma Jun bedient sich einer bestechenden Umwertung, denn für seine filigranen Fayencen greift er die westlichen Warenikonen auf und überzieht sie mit klassischer chinesischer Malerei, seien es Sportwagen, Radios und Fernseher oder aber Flaschen des Getränks des freien Westens schlechthin: Coca-Cola.
Ob er Lenin oder Mao, heroische Kämpfer oder in Pastelltönen gegebene Liebespaare zu seinem Sujet macht, durch den prominenten Einsatz von Schriftzügen provoziert Shen Liang in vielen seiner Bilder die Assoziation mit amerikanischen Werbeplakaten der 50er und 60er Jahre.
Zou Cao bedient sich in seinen Peerless- Beauty-Arbeiten - wie Andy Warhol - der millionenfach reproduzierten Porträts westlicher Ikonen des Showbusiness und blendet ihnen, gleichsam wie Schleier aus Spitze, ihre eigenen Fingerabdrücke vor.
Die Ausstellung entsteht in enger Zusammenarbeit mit diesen sechs Chinese Pop-Artists, was sie zu einem einzigartigen Ereignis macht und dem Besucher die Gelegenheit eröffnet, in einen intimen und aufregenden west-östlichen Dialog zu treten.
(Pressetext der Stadt Osnabrück)

"Bad Luck" - Häkelobjekte von Patricia Waller

Ausstellung vom 7.11.2009 bis 24.1.2010

Die Berliner Künstlerin Patricia Waller nimmt mit ihrem Stilmittel - den Häkelobjekten - unter den Künstlerinnen, die mit Nadel und Faden arbeiten, eine besondere Stellung ein. Sie ist eine genaue und kritische Beobachterin des Alltäglichen und hat inzwischen ein facettenreiches "Welttheater" geschaffen. Dieses auf Kunst, Kommerz, Technik und Populärkunst konzentrierte doppelbödige Universum des modernen und turbulenten Daseins besteht inzwischen aus zahlreichen Themenblöcken. Diese Werkphasen hat Patricia Waller mit subversivem Augenzwinkern aus Absurdem und Skurrilem, sorgfältigen Beobachtungen des Alltags und geradezu anthropologischem Interesse am Menschsein gemischt.
Ob pittoreske Hommage an die Heroen der hohen Kunst wie Vincent van Gogh und Pablo Picasso oder satirische Kommentierungen der hehren Rituale des Kulturbetriebs, ob herrlich Skurriles zu Machtgehabe und Machogetue oder ironische Persiflagen auf Gen-Techniken und parapsychologische Phänomene: Es ist schnell zu spüren, dass Patricia Wallers Œuvre nicht oberflächlich angelegt ist und zur harmlosen Erbauung auffordert, sondern in der handfesten Welt der Alltagserfahrung und ihren Problemen verankert ist. Die Harmonie, die in manchen Inszenierungen auf den ersten Blick zu herrschen scheint, trügt. Der Be-trachter ahnt, dass das Böse und Unvorstellbare jederzeit in den schönen Schein behüteter Welten einbrechen kann.
Surreales, Absurdes und Paradoxes mischen sich auch in den aktuellen Arbeiten der Künstlerin, die unter dem Titel "Bad Luck" vom 7.11.2009 bis 24.1.2010 in der Kunsthalle Dominikanerkirche Osnabrück zu sehen sind. Nicht selten kommt es zu skurrilen Haushaltsunfällen oder kuriosen Todesfällen. Und dem Ordnungsfetischismus vom "Homes and Gardens-Livestyle" sind Schildkröte, Maulwurf und Kaninchen zum Opfer gefallen. Eine überfahrene Katze rundet das Szenarium ab. So entpuppen sich "Heimidyllen" als Spielorte von Komik und Tragik zugleich. Das Raubtier Mensch kann überall und ohne Vorwarnung zuschlagen.
(Pressetext der Stadt Osnabrück)

"BILDERSCHLACHTEN – 2000 Jahre Nachrichten aus dem Krieg. Technik - Medien - Kunst"

Ausstellung vom 22.4.2009 bis zum 4.10.2009

Die Kunsthalle Dominikanerkirche Osnabrück präsentiert vom 22.4.2009 bis zum 4.10.2009 die Ausstellung "BILDERSCHLACHTEN – 2000 Jahre Nachrichten aus dem Krieg. Technik - Medien - Kunst". Gezeigt werden in der Ausstellung die Wechselwirkungen zwischen kriegerischen Ereignissen, technologischer Entwicklung und der medialen Darstellung. Sie ist ein Kooperationsprojekt des Museums Industriekultur, der Kunsthalle Dominikanerkirche, des Erich Maria Remarque-Friedenszentrums und des European Media Art Festivals.
Neue und ungewöhnliche Blickwinkel auf die Kriegsberichterstattung von der Antike bis zur Gegenwart zeigt die Ausstellung "Bilderschlachten - 2000 Jahre Nachrichten aus dem Krieg". Die Kooperation des European Media Art Festivals, des Museums Industriekultur Osnabrück, des Erich Maria Remarque-Friedenszentrums und der Kunsthalle Dominikanerkirche bietet erstmals eine Zusammenstellung von Exponaten aus den Bereichen Technik - Medien - Kunst. Wie hat die technologische Entwicklung das Bild vom Krieg verändert? Warum sind Kriegsberichte so erfolgreiche Konsumgüter? Die vom European Media Art Festival ausgewählten internationalen Künstlerinnen und Künstler begegnen den veröffentlichten Wahrheiten aus dem Krieg mit großen Zweifeln. Kontrovers und widerspenstig setzen sie sich mit den angeblich authentischen Medienberichten auseinander. Die Ausstellung zeigt, dass in den Köpfen der Betrachter weniger "Bilder von Schlachten" als vielmehr "Bilderschlachten" entstehen.
Die Ausstellung, die aus drei Teilen besteht, wird vom 22.4.2009 bis zum 4.10.2009 in der Kunsthalle Dominikanerkirche, im Museum Industriekultur und im Erich Maria Remarque-Friedenszentrum in Osnabrück gezeigt. In jedem der drei Häuser sind künstlerische, technische und historische Exponate versammelt. Wie sich die Bilder vom Krieg durch die Entwicklung der Medien verändert haben, zeigen historische Dokumente, technische Exponate, Filme und Fotografien. Aus dem künstlerischen Bereich sind Installationen, Collagen, Skulpturen und interaktive Arbeiten zu sehen.
Die historische Entwicklung zeigt: der Bedarf an Kriegsbildern und Kriegsberichterstattung unterstützte stets die Verbreitung neuer Medien. Schon der Buchdruck im ausgehenden Mittelalter etablierte sich durch die Nachfrage nach Schlachtenbildern. Die Fotografie erhielt im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 einen starken Schub. Der Krieg in Vietnam wurde die erste militärische Auseinandersetzung, die die Menschen an ihrem Bildschirm erlebten. CNN konnte sich durch den Golfkrieg 1991 weltweit durchsetzen. Hermann Nöring, künstlerische Leitung European Media Art Festival: "Warum vom Kriegsspektakel - sei es in Games, Hollywoodfilmen oder Zeitschriften - solche Faszination ausgeht, lässt sich ausschließlich mit Voyeurismus nur schwer erklären."
Die Kriegswahrnehmung wurde und wird durch die Medien bestimmt. Im 21. Jahrhundert ist es per Handykamera jedem Augenzeugen möglich, Kriegsbilder zu erstellen und sie über das Internet zu vertreiben. Dadurch wird die Berichterstattung über den Krieg demokratisiert, da sie der Kontrolle des Militärs scheinbar entzogen wird. Zugleich ist es jedoch unmöglich geworden, die Authentizität zu überprüfen. Trotz der fortschreitenden Informationstechnik aber war und ist keine authentische Darstellung von Kriegsrealität möglich, denn "Realismus im Kino wäre eine Handgranate, die im Zuschauerraum explodiert", kommentierte der Vietnam-Veteran William D. Ehrhardt 1998.
Für Jugendliche und Schulen liegt ein Schwerpunkt auf der Vermittlung von Medienkompetenz. Schülergruppen können sich von Gleichaltrigen unter dem Motto "Schüler führen Schüler" durch die Ausstellung begleiten lassen. Ein Katalog zur Ausstellung, ein Tagungsband zu einem begleitenden wissenschaftlichen Kongress und eine umfangreiche Internetpräsenz liefern weitere Hintergrundinformationen für die Ausstellungsbesucher. Im Rahmen der Ausstellung wird vom 3.9.2009 bis zum 6.9.2009 die internationale wissenschaftliche Tagung "Wahrheitsmaschinen" stattfinden. Der Einfluss technischer Innovationen auf die Darstellung und das Bild des Krieges in den Medien und Künsten steht dabei im Mittelpunkt. Wie sind Strukturen und Inhalte der Kriegsberichterstattung durch technische Innovationen von der Antike bis zur Gegenwart des 21. Jahrhunderts verändert worden? Wie haben die Künste (Bildende Kunst, Literatur, Fotografie, Film, Medienkunst) auf diese Veränderungen reagiert? Die Tagung ist für eine breite Öffentlichkeit zugänglich.
An der Ausstellung eilnehmende Künstlerinnen und Künstler sind: Lida Abdul ("In Transit"), KP Brehmer ("Stukas, 2x täglich Zähneputzen"), Christoph Büchel ("PSYOP - Capture their minds and their hearts will follow"), Christoph Draeger ("Dear Old Battleground, Mean Old Killing Fields (War is History)"), Harun Farocki ("Auge Maschine III"), Regina José Galindo ("Confession"), David Hahlbrock ("FeldGenerator2"), Lynn Hershman ("America's Finest"), Jan Hoeft ("Field Strip"), Christoph Wachter & Mathias Jud ("Zone*Interdite"), Markus Kison ("Touched Echo"), Mischa Kuball ("CNN"), Andree Korpys/Markus Löffler("Nuclear Football"), Iñigo Manglano-Ovalle ("The Radio" + "Phantom Truck"), Bjørn Melhus ("Still Men Out There"), Jens Pecho ("Slow Motion For Charly"), Evelina Rajca ("Lockvogel"), Gerhard Richter ("Bridge 14 Feb 45"), Johanna Reich ("Front"), Martha Rosler ("Bringing The War Home"), Ruth Schnell ("All Targets Defined"), Christoph Schlingensief ("Lager ohne Grenzen"), Aleksandra Signer ("Schlotterbeck"), RothStauffenberg ("Untitled Characters"), Oliver van den Berg ("Kameras"), Wolf Vostell ("So leben wir Abend für Abend vor dem Fernsehschirm") und Harry Walter ("Eichmann Fleischmann Neckermann").
(Pressetext der Stadt Osnabrück)

"Magie der Farbe - Pastose Malerei, Farbkörper, Farbräume"

Ausstellung vom 11.1.2009 bis zum 22.3.2009

Die Kunsthalle Dominikanerkirche Osnabrück präsentiert vom 11.1.2009 bis zum 22.3.2009 die Ausstellung "Magie der Farbe - Pastose Malerei, Farbkörper, Farbräume". Gezeigt werden in der Ausstellung prägnante Bilder, Skulpturen und Objekte die Entwicklung der pastosen Malweise bis hin zu Skulpturen und Farbräumen. Zahlreiche Künstler, die für die Entwicklung einer pastosen und objekthaften Malerei im europäischen Zusammenhang von Bedeutung sind, sind in der Osnabrücker Ausstellung vertreten.
Gezeigt werden Arbeiten unter anderem von Eugene Leroy, Frankreich, Karel Appel, Niederlande, Kees van Bohemen, Niederlande, Theo Wolvekamp, Niederlande und Dieter Krieg, Deutschland. Über ausgewählte Werke wird die Entwicklung künstlerischer pastoser Malkonzepte, mehrschichtiger Farbaufträge bis hin zu installativen Arrangements dargestellt. In Bezug zu den damit verbundenen aktuellen Diskursen werden darüber hinaus Werke folgender Künstler präsentiert: Jan de Beus, Niederlande, Erik Oldenhof, Niederlande, Marie-José Robben, Niederlande, Patrick Rohner, Schweiz, Christiane Conrad, Deutschland, Justus Jahn, Deutschland, Matthias Lutzeyer, Deutschland, Harry Meyer, Deutschland, Michael Toenges, Deutschland, Bernd Schwarting, Deutschland, Stefan Gritsch, Schweiz, Werner Knaupp, Deutschland, Bram Bogart, Niederlande und Zebedee Jones, Großbritanien.
Insbesondere im 16. und 17. Jahrhundert wurde über eine pastenhafte Malweise die Farbe in ihrer vitalen Qualität und Bewegungsenergie sowie in ihren raumgreifenden Möglichkeiten erforscht. Über diese frühen Entwicklungen und Materialerkundungen eröffneten sich nicht nur ungeahnte formale und inhaltliche Möglichkeiten, sondern auch neue Fragestellungen und Bedeutungen für die moderne Kunst. Künstler des Impressionismus und des Expressionismus haben die Effekte von Unmittelbarkeit, Emotionalität und raumgreifende Materialität der Farbe schließlich weiterentwickelt. Einen beispiellosen Beitrag zur pastosen Malweise lieferte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts der französische Maler Eugène Leroy.
Im Informell waren es vor allem der Spanier Antoni Tápies und der Deutsche Emil Schumacher, die die relief- und objekthaften Wirkungen einer pastosen Arbeitsweise ausschöpften. Auch Karel Appel aus der Cobra-Gruppe ist in diesem Zusammenhang zu nennen, zumal der Künstler mit den Stilmitteln des Informell arbeitete.
Wichtige gegenwärtige Wegbereiter der pastosen Malerei sind der Niederländer Bram Bogart und die deutschen Künstler Dieter Krieg, Justus Jahn und Bernd Schwarting.
(Pressetext der Stadt Osnabrück)

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