"Ich und Sohrab" Malerei auf Leinwand von Mona Hakimi

Ausstellung vom 7.12.2004 bis zum 12.1.2005

Malereien auf Leinwand der Serie "Ich und Sohrab" von Mona Hakimi

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Bewegung, Bildnerische übersetzbare rhythmische Strukturen

Bewegung liegt allem Werden zugrunde...

...wenn ein Punkt Bewegung und Linie wird, so erfordert das Zeit.
Paul Klee: "Schöpferische Konfession" (1920)

 

Für mich entstand das Bild aus der Bewegung und wird durch Bewegung aufgenommen (Augenmuskeln). Um Bewegung in einem abstrakten Bild wieder neu zur Natur werden zu lassen, habe ich ihre physikalischen Gesetzmäßigkeiten durch rhythmische Strukturen dargestellt. Die persische Schrift mit ihren graphischen Kurven, ihren Bewegungsabläufen und damit den ins Bildnerische übersetzbaren rhythmischen Strukturen war für mich ausschlaggebend. Andererseits lässt die persische Schrift durch ihre verschiedenen Schriftarten dem Schreiber die Freiheit, dem Rhythmus entsprechend eine weiche oder eine feste Gliederung zu verwenden.
Ich habe mich mit den Gedichten eines der bedeutendsten iranischen Dichter und Maler Sohrab Sepehri (1928-1980) auseinandergesetzt. Er gehört zu den wichtigsten Vertretern der modernen persischen Literatur. Seine Weltanschauung steht mit dem Sufismus und mit der iranischen Lichtphilosophie (Ishraq) in Verbindung, denn Sohrab Sepehri fühlt sich als Teil der Natur. Als Einstieg für das Bild habe ich ein Stück seiner Gedichte sehr deutlich geschrieben. Anschließend versuchte ich, dieses Gedicht in Farbe zu übersetzen. Die Bewegung kommt auf dieser Ebene durch die farbigen Streifen ins Bild. Ich will dabei betonen, dass es hier nicht um die "Lesbarkeit" des Geschriebenen geht. Die Schrift ist ein Mittel, das auf der einen Seite die Bewegung ins Bild bringt und mich auf der anderen Seite mit dem Thema verbindet. Was schließlich vom zuerst geschriebenen Gedicht oder den nachher geschriebenen Wörtern übrig bleibt, ist nicht deutlich genug zu lesen, weist aber unmissverständlich auf die iranische Kultur hin.
Inhaltlich betrachtet geben diese Gedichte für mich auf einer anderen Ebene die gesellschaftliche Bewegung im Iran wieder und zwar die Suche nach einer neuen Sprache. Die Moderne, die sich heute im Iran mit allen Schwierigkeiten etabliert, wird langsam verinnerlicht. Sepehri hat dabei eine zentrale Rolle gespielt.

 

"So spät begreift der Mensch. Ich habe so spät verstanden, dass Mensch Provisorium bedeutet. Der Iran hat gute Mütter und gut schmeckende Speisen und schlechte Intellektuelle und herzbegehrende Felder ... und das ist alles."
Sohrab Sepehri

Lebenslauf von Mona Hakimi-Schüler

lebt und arbeitet in Berlin und Teheran

  • 1995-1999: Studium der angewandten Physik an der Technischen Universität K.N.T. Teheran (B.S.)
  • 2001-2006: Studium der Kunstpädagogik und Allgemein Sprachwissenschaft an der Universität Osnabrück (M.A.) Arbeitsschwerpunkte in Malerei und Fotografie; Magisterarbeit über "Positionen zeitgenössischer Fotografie: "Shirin Neshat" Mythen und Wirklichkeit zwischen Ethnizitäts-, Sprach- und Kulturgrenzen"
  • seit 2006: Freischaffende Künstlerin mit den Schwerpunkten: Malerei, Zeichnung und Installation
  • 2006: Teilnahme am "Shirin Neshat & Shoja Azari Media Workshop" an der Internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst, Salzburg, Österreich
  • Seit 2009: Masterstudiengang Editorial Design an der Hochschule für Kunst und Design Halle (Burg Giebichenstein), Haale an der Saale
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Ausstellungen von Mona Hakimi-Schüler

(Auswahl)

  • 2004: Galerie im Rathaus, Osnabrück (E)
  • 2004: Museum Villa-Stahmer, Georgsmarienhütte (G)
  • 2004: Haus der Kunst, Teheran, Iran (G)
  • 2004: Forum Melle, Melle (G)
  • 2004: Galerie in der Mensa der Universität Osnabrück (G)
  • 2004: "18. Festival Photobis" Galerie St. Martin, Paris (G)
  • 2004: Piepenbrock Kunst Förderpreis, Universität Osnabrück (G)
  • 2005: GALERIE schwarz | weiss, Osnabrück (E)
  • 2005: Galerie Samar, Teheran, Iran (E)
  • 2005: "20 Jahre Galerie im Studentenwerk", Jubiläumsausstellung, Galerie in der Mensa der Universität Osnabrück (G)
  • 2005: common ground #6, Vertretung der Länder Niedersachsen und Schleswig-Holstein beim Bund, Berlin (G)
  • 2005: Piepenbrock Kunst Förderpreis, Universität Osnabrück (G)
  • 2006: Galerie Samar, Teheran, Iran (G)
  • 2006: Galerie im Studentenwerk der Universität Osnabrück, (E)
  • 2007: Haus der Kunst, München (G)
  • 2007: Walter Koschatzky Kunst-Preis 2007, Museum Moderner Kunst (MuMoK), Wien, Österreich (G)
  • 2007: Kunstverein Schwetzingen, Schwetzingen (G)
  • 2007: KUNST HALLE Villa Kobe e.V., Halle an der Saale (G)
  • 2007: KUNstverein Oschatz e.V., Oschatz (G)
  • 2007: BBK, Kunst-Quartier, Osnabrück (G)
  • 2007: 17. Kunstmesse, Frauenmuseum, Bonn (G)
  • 2007: Rhonda Schaller Gallery, New York, USA (G)
  • 2008: BBK Galerie Tiedthof, Hannover (G)
  • 2008: Haus der Kunst München, München (G)
  • 2008: ElbArt 2008, jährliche Ausstellung im alten Elbtunnel, Hamburg (G)
  • 2008: Ostrale ’08, Zentrum für zeitgenössische Kunst auf der Ostra-Insel, Dresden (G)
  • 2008: Kunst-Quartier, BBK Galerie, Osnabrück (E)
  • 2008: A. Jain Marunouchi Gallery, New York, USA (G)
  • 2008: Jahresausstellung - JA08, Kunstverein Coburg e.V., Coburg (G)
  • 2008: Mason Murer Fine Art Gallery, Atlanta, USA (G)
  • 2009: Essl Museum, Wien ,Österreich (G)
  • 2009: Badisches Kunstforum, Ebringen (G)
  • 2009: Walter Koschatzky Kunstpreis, Ausstellung der nominierten Kunstwerke, Museum Moderner Kunst (MuMoK), Museumsquartier, Wien, Österreich (G)
  • 2009: Galerie Golkar, Bonn, Bad-Godesberg (G)
  • 2009: Große Kunstausstellung, KUNST HALLE Villa Kobe e.V., Halle a.d. Saale (G)
  • 2009: 68-elf Forum junger Kunst im Mediapark, Köln (G)
  • 2009: C.A.R. 09 - Contemporary Art Ruhr, Messe für zeitgenössische Kunst, Welterbe Zollverein, Essen (G)
  • 2009: d-52. raum für zeitgenössische kunst, Düsseldorf (G)
  • 2010: Kunstverein Schwetzingen - Palais Hirsch, Schwetzingen (E)
  • 2010: A. Jain Marunouchi Gallery, New York (USA) (G)
  • 2010: Städtische Galerie Budapest, Budapest (Ungarn) (G)
  • 2010: Rathaus Ottobrunn, Ottobrunn, München (G)
  • 2010: Muzeul Tarii Crisurilor (Städtisches Museum), Oradea (Rumänien) (G)
  • 2010: VORORTOST - Projektgalerie des BBK, Leipzig (G)
  • 2010: SHEDHALLE TÜBINGEN e.V., Tübingen (G)
  • 2010: Kunstwerk Lippe e.V., Burg Horn, Horn, Bad Meinberg (G)
  • 2010: LOCALIZE das Heimatfestival, alte Stadt- und Landesbibliothek, Potsdam (G)
  • 2010: Jahresausstellung der GEDOK Gruppe, Haus des Buches, Leipzig (G)
  • 2010: VORORTOST - Projektgalerie des BBK, Leipzig (G)
  • 2010: Berliner Liste 2010 - fair for contemporary art, MÜNZE BERLIN, Berlin (G)
  • 2010: "20. Kunstmesse", Frauenmuseum, Bonn (G)
  • 2010: "Selbstvisionen", Kunstverein Schwetzingen - Palais Hirsch, Schwetzingen (E)
  • 2011: "stories I live by", Frauenkultur e.V., Leipzig (E)
  • 2011: "Die andere Frau", Kunstverein Ottobrunn - Galerie Treffpunkt Kunst, Ottobrunn / München (E)
  • 2011: "Dreaming the Past", Galerie Frenhofer, Berlin (E)
  • 2011: "Immer Ich", Kunstverein ArtHAUS - Schloss Ahaus, Ahaus (E)

(E) = Einzelaustellung, (G) = Gruppenaustellung

Auszeichnungen und Stipendien von Mona Hakimi-Schüler

  • 2004: 1. Preis für Malerei, Kunst und Kulturstiftung Georgsmarienhütte
  • 2004–2006: Studienstipendium der Friedrich-Ebert-Stiftung
  • 2005: Piepenbrock Kunst Förderpreis, Kulturstiftung Hartwig Piepenbrock
  • 2007: Honorable Mention, Rhonda Schaller Gallery, New York, USA
  • 2008: Honorable Mention, Reflect-arts, Inc., New York, USA
  • 2009: Atlanta Billboard Art Project Award, Center of Civil and Human Rights, Atlanta, USA
  • 2007: Nominiert für den Walter Koschatzky Kunstpreis, Rotary Club Albertina, Wien
  • 2007: Nominiert für den Haus-der-Kunst-Preis, München
  • 2007: Nominiert für den Valentine-Rothe-Preis, Frauenmuseum, Bonn
  • 2009: Nominiert für den Walter Koschatzky Kunstpreis, Rotary Club Albertina, Wien
  • 2009: Preis der Oberbürgermeisterin zur Großen Kunstausstellung, Stadt Halle, Halle an der Saale
  • 2010: Valentine-Rothe-Preis, Frauenmuseum, Bonn

Mitgliedschaften in künstlerischen Vereinigungen von Mona Hakimi-Schüler

  • BBK (Bund Bildender Künstlerinnen und Künstler), Leipzig
  • NEUE GRUPPE im Haus der Kunst, München
  • GEDOK (Gemeinschaft der Künstlerinnen und Kunstförderer), Sachsen/Leipzig

Kunstwerke von Mona Hakimi-Schüler in öffentlichen u. privaten Sammlungen

  • Grafische Sammlung der Universität Osnabrück
  • Kulturstiftung Hartwig Piepenbrock, Berlin
  • Sammlung Essl, Wien
  • Sammlung der Stadt Halle, Halle an der Saale

Fotoimpressionen der Ausstellung "Ich und Sohrab" von Mona Hakimi

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Malerei im Rhythmus der Schrift

Von Tom Bullmann, Osnabrück im Feuilleton der Neue Osnabrücker Zeitung vom 23.12.2004

Ein verblüffender Effekt: Der Betrachter bekommt unwillkürlich das Gefühl, etwas entziffern zu müssen. Eine stark suggestive Wirkung geht von den Werken der Künstlerin Mona Hakimi aus. Für den Rezipienten aus westlichen Kulturkreisen bleiben viele Botschaften verschlüsselt, so dass dieser sie ausschließlich auf einer sinnlich-abstrakten Ebene erfahren kann.
Anders geht es Menschen, die aus einem arabischen Land stammen. Denn die schnörkelig-geschwungenen Linien in den Bildern von Mona Hakimi erinnern nicht nur an persische Schriftzeichen: Tatsächlich dienen sie der Künstlerin als Grundlage, als Inspirationsquelle.
"Ich und Sohrab" ist der Titel der Serie von Ölgemälden, die jetzt in der GALERIE schwarz | weiss in der Redlingerstraße zu sehen ist. Mona Hakimi ist Iranerin. Seit drei Jahren lebt sie in Osnabrück und studiert an der hiesigen Universität Sprachwissenschaften und Kunst.
Die ihren wissenschaftlichen und künstlerischen Ambitionen entsprechende Fächerkombination schlägt sich auch in ihren Kunstwerken nieder, denn Sohrab ist der Vorname eines der bedeutendsten iranischen Dichter: Sohrab Sepehri. Seine Verse schreibt Hakimi mit schwarzer Farbe in original arabisch-persischen Lettern auf die Leinwand. Dann lässt sie sich vom Inhalt der Gedichtzeilen künstlerisch anregen, nimmt den Rhythmus und die Struktur der Schriftzeichen auf, entfremdet, vertuscht, verstärkt Bewegungen im Bild mit breitem Pinselduktus - bis die Verse nur noch fragmentarisch zu entziffern sind. Sie werden zum abstrakten Verweis.
Auch die farbliche Grundtendenz steht im Wechselspiel von Text und Bildordnung. "Nur die Schatten wissen, wie heiß die Sonne ist" liegt beispielsweise als Zitat des iranischen Dichters einem Bild mit hellen, fröhlichen Farben zugrunde. Kunst und Natur, Kultur und Gesellschaft, das sind die Pole, zwischen denen sich Mona Hakimi mit ihren Gemälden bewegt.
Ihr Hang zur Rationalität, belegt durch ein bereits im Iran abgeschlossenes Studium der angewandten Physik, äußert sich in einer geradezu präzisen Planung ihrer Bilder mittels Skizzen. Auf der anderen Seite steht ihre Liebe zur ungeplanten künstlerischen Äußerung. Aber auch ihre Verwurzelung in einem Land, in dem unterschiedliche gesellschaftliche Strömungen in täglicher Auseinandersetzung miteinander zu leben versuchen, und die Möglichkeit der freien künstlerischen Entfaltung in Deutschland sprechen aus ihren Bildern.
"Kritik kann ich mit meiner Malerei nicht ausdrücken", sagt die Iranerin. Wenn sie sich mit Missständen in ihrer Heimat auseinander setzt, nutzt sie das Mittel der Fotografie. Für ihr aktuelles Werk wurde Mona Hakimi gerade mit dem "Piepenbrock Kunstförderpreis für Studierende der Universität Osnabrück" ausgezeichnet.

Künstlerischer Schwerpunkt: die Suche nach Identitäten heutiger Iranerinnen

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Im Mittelpunkt meiner Arbeit steht die Suche nach Identitäten heutiger Iranerinnen.

Der Iran, meine Heimat, dient als gutes Beispiel für den ewigen Kampf zwischen Tradition und Moderne.
Solch eine kontrastreiche Gesellschaft erzeugt demzufolge auch ein kontrastreiches Spektrum der Identitäten, die sich besonders bei den Frauen dieser Gesellschaft offenbaren.

1936 verbot Reza Schah im Iran den Schleier zu tragen. Nach der Islamischen Revolution 1979 mussten sich aber die modernisierten Frauen wieder verschleiern.
Gegensätzlichkeiten solcher Art haben aus den Iranern ein komplexes Volk mit vielfältigen, sich einander überschneidenden Identitäten gemacht.

Doch worin besteht nun die iranische Frauenidentität, falls man im Falle Irans überhaupt von einer Frauenidentität als solcher sprechen kann?

"Es war einmal..." - Fotografie aus dem Jahr 2004

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