Kunst kommt in die Tüte

Von Tom Bullmann im Feuilleton der Neue Osnabrücker Zeitung vom 2.2.2006

 

Ihre Motive erinnern an Hieroglyphen. Die schwarzen Piktogramme, ursprünglich von Alltagsmotiven inspiriert, weisen eine Ähnlichkeit mit den ägyptischen Schriftzeichen auf. Aber Carola Rümper interessieren weniger die Jahrtausende alten Typografien, wenn sie jetzt nach Ägypten fährt. Sie will dort eigene Objekte ausstellen und sich mit Künstlern vor Ort austauschen.

 

Schon dreimal war Carola Rümper in Kairo und Luxor. Anfangs hätten sie tatsächlich vor allem die Hieroglyphen interessiert, berichtet sie. Aber dann knüpfte sie Kontakte zu zeitgenössichen Künstlern, und der Austausch mit ihnen rückte in den Vordergrund. Am Sonntag eröffnet Rümper das erste Mal eine Ausstellung in Ägypten. Zusammen mit einer Videokünstlerin aus Alexandria stellt sie ihre Malereien, Objekte und Zeichnungen in der Galerie Mashrabyia im Zentrum der Metropole aus.

 

Nur wenige Minuten entfernt liegt das ägyptische Museum, außerdem haben ausländische Unternehmen ihren Sitz in der Gegend. Also wird Rümper sowohl einheimische Kunstinteressierte als auch Touristen und ausländische Geschäftsleute erreichen. Die Galerie hat sie bei einem früheren Aufenthalt in Ägypten entdeckt. Die Räume und die Ausstellung dort gefielen ihr so gut, dass sie Kontakt zu den Inhaberinnen Stefania Angarano und Lisa Lounis - einer Italienerin und einer Schweizerin - aufnahm.

 

"Es ist für die eigene Arbeit sehr wichtig, in andere Kulturen hineinzuschauen", betont Carola Rümper. Die anderen Ansätze und Themen der Künstler dort seien eine "Horizonterweiterung" - auch wenn die Arbeit am Nil manchmal schwieriger ist. Als Rümper mit einer ägyptischen Kollegin hinter dem Luxor-Tempel ein Ornament auf die Straße malen wollte, war es mit einer Anmeldung beim Ordnungsamt nicht getan. Die Frauen mussten beim Gouverneur vor Ort einen Entwurf ihrer Zeichnung vorlegen - und die wurde dann zensiert.

 

Das Publikum in Ägypten ist dafür umso lebhafter. Anders als in Deutschland seien die Kunstinteressierten in Ägypten nicht so zurückhaltend. "Wenn jemand etwas nicht versteht, kommt er auf dich zu und fragt dich", berichtet Rümper. Auch die Mentalität der Künstler in anders, sehr viel spontaner. "Wir Deutschen haben oft einen genauen Zeitplan im Kopf, die Künstler dort sind flexibler", beschreibt Rümper den Unterschied. Die Reise nach Kairo wird nicht ihre letzte nach Ägypten sein. Dieses oder nächstes Jahr lädt das Goethe-Institut Carola Rümper noch einmal ein. Kunst im öffentlichen Raum ist dann das Thema. Hoffentlich ohne Zensur des Gouverneurs.

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