Finger auf dem iPhone

Manila Bartnik stellt in der GALERIE schwarz | weiss aus

von Tom Bullmann in der Neue Osnabrücker Zeitung vom 25.10.2010

 

Osnabrück. Revolutioniert das "mobile painting" die Malerei? Kann das Malen mit dem Finger auf der Benutzeroberfläche eines iPhones bald zum Standard werden und die konventionelle Malerei mit Öl auf Leinwand ersetzen? Zumindest wirft das Malen mithilfe des Mobiltelefons einige Fragen in Bezug auf das "Original" auf. Denn eigentlich ist nicht der Ausdruck des Werks hinter Acrylglas das Original, sondern die Datei auf dem Telefon der Künstlerin.

 

Wer sich mit dem "mobile painting" auseinandersetzen möchte, sollte sich in die GALERIE schwarz | weiss begeben, denn dann wird dort die Ausstellung "Don’t be ridiculous" mit Werken von Manila Bartnik eröffnet. Es werden aktuelle Arbeiten der Osnabrücker Künstlerin gezeigt: konventionell in Öl gemalte und diese farbintensiven, ungreifbaren Werke, die digital entstanden sind. Zur Information wird auch ein Video gezeigt, in dem der Entstehungsprozess der Smartphone-Bilder nachvollziehbar wird: Bartnik entwirft ihre Menschenporträts mithilfe des Programms "Brushes" mit dem Finger auf dem iPhone. Wenn ein Bild fertig ist, sendet sie die Datei zu einem Fotoinstitut, wo das Bild auf Alu-Dibond vergrößert und mit Acrylglas kaschiert wird. So entsteht ein Effekt, als sei das Motiv auf einem großen Monitor oder iPad zu sehen: Tiefe transparente Farben sind zu sehen, wie man sie per Ölmalerei nie realisieren könnte.

 

Der direkte Vergleich zwischen "mobile painting" und herkömmlicher Ölmalerei ist frappierend. Zwar ist die Handschrift der Künstlerin hier wie da erkennbar, doch die Resultate sind höchst unterschiedlich: "Mir ist es wichtig, das "mobile painting" nicht als losgelöst von meinen anderen Werken zu betrachten. Ich sehe es als Weiterentwicklung meiner Malerei mit technologischen Mitteln", erklärt Bartnik. Daher wird sie auch nicht die eine Technik für die andere aufgeben.Die Ausstellung wird von einer dritten Werkgruppe charakterisiert: In einer Serie mit zum Teil kolorierten Zeichnungen, der Bartnik den Titel "Szenen aus dem rosa Tannenwald" gab, spielt sie mit ständig wiederkehrenden Schablonenausschnitten, die sie mit fantasievoll dekorierten Traumszenen füllt und umgibt.

 

Galerie schwarz | weiss, Redlingerstr. 4: "Don’t be ridiculous". Ölbilder, Zeichnungen und mobile painting von Manila Bartnik. 26. November (Eröffnung mit Live-Klangperformance um 20 Uhr) bis 31. Dezember, Mo.–Fr. 10–18 Uhr, Sa. 10–14 Uhr, Infos unter www.galerie-schwarz-weiss.de

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